Tuesday, June 23, 2009

Tagung: Rassismus, Wissen(schaft) und Universität

Rassismus, Wissen(schaft) und Universität
Vom 26. – 28. Juni 2009 findet in Berlin die Tagung Rassismus, Wissen(schaft) und Universität statt.

Rassismus gehört zu den wirkungsmächtigsten und folgenschwersten historischen Hypotheken, mit denen sich die Welt auch im 21. Jahrhundert auseinander zu setzen hat. Der europäische Versuch, Menschen nach 'Rassen' zu unterteilen, ist als gescheitert anzusehen. Doch sein Geschöpf, der Rassismus, ist strukturell und diskursiv – in Form von Macht, Gewalt und Wissen – allgegenwärtig und wirkmächtig. Das verstärkt sich noch dadurch, dass der Rassismus in der bundesdeutschen Gesellschaft weitgehend verleugnet bleibt. All dies hat für Medien, Wissenschaft und die deutsche Literatur- und Theaterlandschaft weitreichende Konsequenzen. Diesen widmet sich die Tagung. Es gilt herauszuarbeiten, wie kolonial entstandenes rassistisches Wissen in der deutschen Gesellschaft bis heute prominent fortwirkt und zugleich auch von People of Colour widerständig herausgefordert wird. Auch ist zu diskutieren, wie über Rassismus gesprochen werden kann, ohne seine Denkmuster und Machtfelder zu reproduzieren. In Performances, Theaterstücken, akademischen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Arbeitsgruppen werden Wissenschaftler_innen und Studierende sowie Künstler_innen und Journalist_innen of Colour Rassismus analysieren, beschreiben und hinterfragen. Die Tagung dient der politischen Bildung und richtet sich an eine interessierte breite Öffentlichkeit.

Veranstaltungsort:
Amerika Haus
Hardenbergstr. 22
10623 Berlin

Organisator_innen:
Susan Arndt (Seminar für Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin)
Julia Brilling (Studentin der Gender Studies, Humboldt-Universität zu Berlin)
Ana Keita (Studentin der Gender Studies, Humboldt-Universität zu Berlin)
Philipp Khabo Köpsell (Student der Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin)
Sharon Dodua Otoo (Limited to You)

Veranstaltet in Kooperation mit dem Institute für Cultural Diplomacy und mit der Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung und dem RefRat der Humboldt-Universität zu Berlin. Begleitet durch eine Ausstellung von Ricky Reisers Werken.

Änderungen vorbehalten. Für aktuelle Informationen siehe: http://www.limitedtoyou.com


Freitag, den 26. 6. 2009

14.00 – 15.00 Begrüßung und Einführung in die Tagung

Philipp Khabo Köppsell (Berlin): Begrüßungs-Performance
Susan Arndt (Berlin): Eröffnung: Über Rassismus zu sprechen, heißt, sich ihm zu stellen: Einführende Erörterungen zu Rassismus und weißen Verleugnungsstrategien
Sharon Dodua Otoo (Berlin): Begrüßung und Lesung: Writing in my Stepmother Tongue

15.00 – 16.00 Katharina Oguntoye (Berlin): Vorstellen des Jugendkunstprojektes von Satch Hoyt: SCRAMBLE – Der Quiz zur afro-deutschen Geschichte
Moderation: Sharon Dodua Otoo (Berlin)

16. 30 – 17.45 Keynote Speaker: Vortrag mit Diskussion
Natasha A. Kelly (Münster): Nur die Kommunikation kann kommunizieren!
Moderation: Katharina Oguntoye (Berlin)

18.00 – 19.00 Interaktive Lesung aus Plantation Memories
Grada Kilomba (Berlin)
Moderation: Natasha A. Kelly (Münster)

19.30 – 20.30 Romanlesung aus Schanzen-Slam
Victoria B. Robinson (Hamburg)
Moderation: Natasha A. Kelly (Münster)

21.00 Theateraufführung:
LiberatioNoire "Afro-Deutsche-Geschichten. Ein schwarz-weißer Heimatabend mit Musik"
Das Programm umfasst Theater-Szenen, Film-Clips, Stand-Up-Nummern und Improvisationen, genauso wie Kabarett-Songs, Schlager, Opern-Gesang und Ethno-Beats. Auf diese Weise vereinen die Akteure von LiberatioNoire verschiedene dramatische und musikalische Elemente zu einem einheitlichen Ganzen, indem sie sie mischen, uminterpretieren und neu zusammen setzen. So entsteht eine ganz neue Dimensionen der künstlerischen Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen, immer ausgehend von einer afro- bzw. afrikanisch-deutschen, einer Schwarzen Perspektive. www.liberation-noire.de


Samstag, den 27. 6. 2009

11.00 – 12.30 Keynote Speaker: Vortrag mit Diskussion
Noah Sow (Hamburg): Strukturell dominanter Diskurs am Beispiel deutscher Medien
Moderation: Mutlu Ergün (London)

13.00 – 14.00 Lesung aus Die Farbe meiner Haut. Die Antirassismustrainerin erzählt.
zu den Themen Rassismus und Empowerment
ManuEla Ritz (Berlin)
Moderation: Tina Bach (Mannheim)

15.00 – 16.00 Satire und Performance
Sheila Mysorekar (Köln): Satire als Widerstand gegen Rassismus
Bra Phil mit Chantal-Fleur Sandjon, begleitet von Danièle Daude (Berlin): Performance
Moderation: Magnus Rosengarten (Berlin)

16.15 – 18.15 Panel: Deutschlands rassistische Mythen – Erinnerung als Erzählung gegen Verdrängungsstrategien
1. Katharina Oguntoye (Berlin): Über die Bedeutung von Geschichten und Geschichte für die afro-deutsche Community
2. Andrés Nader (Berlin): Antisemitismus in Deutschland
3. Mutlu Ergün (London): Antisemitismus, Anti-islamischer Rassismus, Sprache & Trauma
4. Daniel Strauss (Mannheim): Antiziganismus in Deutschland
Moderation und Kommentar: Kien Nghi Ha (Berlin)

19.00 – 20.30 Podiumsdiskussion: Rassistisches Wissen und Rassismus an der Universität - politischer Anspruch und wissenschaftlicher Rahmen

Es werden sich Studierende darüber austauschen, welche Ansprüche sie an die Universität mit Blick auf die Vermittlung von Wissen über Kolonialismus und Rassismus stellen. Es wird diskutiert, wie über Rassismus und Kolonialismus gesprochen werden kann, ohne rassistische Gewalt zu reproduzieren und wie Rassismus wiederum Prozesse der Wissensvermittlung behindert. Die Diskussion erfolgt auf der Grundlage einer gemeinsamen Lektüre von Texten von Kien Nghi Ha, Ursula Wachendorfer und Pierre Bourdieu.

Moderation: Julia Brilling (Berlin) und Ana Keita (Berlin)

Teilnehmende
1. Janina Chetty (Berlin)
2. Philipp Khabo Köpsell (Berlin)
3. Franziska Kramer (Berlin)
4. Chandra-Milena Danielzik (Berlin)
5. Patricia Redzewski (Berlin)
6. Anna Weicker (Berlin)
7. Mai Zeidani (Berlin)

21.00 Performance: sesperado im vollen effekt
Der Sesperado ist ein junger P.O.C. der Widerstand gegen weiße Vorherrschaft und Empowerment für P.O.C. ganz groß auf seinem Programm zu stehen hat. Dass darüber trotzdem gelacht und Spaß gehabt werden kann, beweist der Sesperado mit seinem Tagebuch.


Sonntag, den 28. 6. 2009


11.00 – 13.00 Panel: Rassismus und Wissen(schaft)
1. Navina Njiabi Bolla-Bong (Münster): Rassismus als Wissensbarriere
2. Jan Severin (Berlin): Rassismus gegen Roma und Sinti in der deutschsprachigen Ethnologie
3. Joshua Kwesi Aikins (Berlin): Antikolonialer Widerstand statt Kolonialaggression: Straßenumbenennung als Perspektivwechsel in der Berliner Erinnerungslandschaft
4. Halil Can (Berlin): Empowermentarbeit gegen Rassismus (an der Universität)
Moderation und Kommentar: Chandra-Milena Danielzik (Berlin)

14.00 – 16.00 Podiumsdiskussion: Rassismus in der deutschen Gesellschaft und Widerstand
Der Widerstand gegen Rassismus in Deutschland baut auf zahlreichen individuellen und kollektiven Widerständen von People of Colour sowie jüdischen Menschen auf. Es soll die Geschichte der Menschenrechtsbewegungen in Deutschland gewürdigt und ihre Präsenzen in Literatur, Kunst und Wissenschaft betrachtet werden. Dazu sollen aus verschiedenen Bereichen (Theater, Literatur, Journalistik, Wissenschaft, Menschenrechtsbewegungen) Vertreter_innen über ihre Arbeit sprechen und dabei auf erprobte Widerstandsstrategien eingehen.

Teilnehmer_innen:
1. Sharon Adler (Berlin)
2. Jonas Berhe (Hamburg)
3. Lara-Sophie Milagro (Berlin)
4. Judy Gummich (Berlin)
5. ManuEla Ritz (Berlin)
6. Daniel Strauss (Mannheim)
Moderation: Katharina Oguntoye (Berlin)

16.30 – 18.30 Uhr Arbeitsgruppen
1. Rassismus als Wissensbarriere
(Leitung: Navina Njiabi Bolla-Bong, Münster)
2. Koloniale Gegenwart remixen – Impulse für weitere antikoloniale Straßenumbenennungen in Berlin
(Leitung: Joshua Kwesi Aikins, Berlin und Armin Massing, Berlin)
3. Wie positioniere ich mich als weiße Person?
(Leitung: Juliane Strohschein, Berlin)
4. real life: Deutschland – Der Dokumentationsfilm zum YoungStar Theater Empowerment Projekt
(Leitung: Siraad Wiedenroth, Frankfurt am Main)
5. Kritisches Weißsein in der Theaterarbeit
(Leitung: Dirk Eilers, Berlin)
6. Performative Strategien des „Gegensprechens“ – am Beispiel von (Film-)Ausschnitten des Theaterstücks „Amo – eine dramatische Spurensuche nach Fragmenten der Lebensgeschichte des ersten Schwarzen Hochschulprofessors in Deutschland im 18. Jh.“ von Kitunga-Projekte Münster 2005 (Leitung: Tania Meyer, Berlin)

19.00 – 20.00 Abschlussdiskussion
Moderation: Nadja Ofuatey-Rahal (München)

21.00 Szenische Lesung: „Homestory Deutschland. Gelebt-erlebte Schwarze deutsche Geschichte(n)“(von ManuEla Ritz und Sharon Dodua Otoo)
Was wäre wenn Anton Wilhelm Amo, Doktor der Philosophie (geboren 1713), Henriette Alexander, Haushälterin und Kinder“mädchen“ (geboren 1817), Billy Mo, Musiker und Psychologe (geboren 1923), Fasia Jansen, Widerstandsaktivistin und Musikerin (1929) und May Ayim Logopädin, Poetin und Aktivistin der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (geboren 1960) in einem zeitlosen Raum aufeinander träfen? Diese Frage stellt sich der junge Schwarze deutsche Autor Tyrell und fördert bei seinen Recherchen erstaunliche (Er)Kenntnisse zu Tage. Ein Stück, dass 300 Jahre Schwarze deutsche Geschichte erlebbar macht.
www.homestorydeutschland.de

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